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Das Ingenieurbüro Heimann feiert 20-jähriges Jubiläum

20 Jahre Jubiläum Ingenieurbüro Heimann

In den letzten Jahrzehnten ist viel Spannendes passiert – auch und gerade in der Softwarebranche. Wir haben zu diesem Anlass Herrn Gunnar Heimann, Inhaber des Ingenieurbüros Heimann, interviewt.

Herr Heimann, wie wird man ein Softwarespezialist?

Zunächst finde ich es schön, dass Sie mich für einen Softwarespezialisten halten.
Da ich nun aber seit über 30 Jahren meinen Lebensunterhalt rund um das Thema Softwareentwicklung verdiene, gehe ich schon davon aus so etwas wie ein Software­spezialist zu sein.

Um Ihre Frage zu beantworten: man braucht eine solide Ausbildung, viel Erfahrung und die Fähigkeit, die Probleme seiner Kunden zu verstehen. Ich selbst habe Technische Informatik studiert, den einzigen Studiengang, den es damals dafür gab.

Welches waren die entscheidenden Impulse für die Gründung Ihres Ingenieurbüros vor 20 Jahren?

Das war eigentlich keine Entscheidung, die ich vor 20 Jahren getroffen habe. Es war vielmehr ein weiterer Schritt auf einem Weg, den ich schon vor langer Zeit eingeschlagen habe. Schon als Jugendlicher war ich von Computern fasziniert. Ich hatte das große Glück, als 7.-Klässler in eine Computer-AG zu kommen. Das waren noch keine Computer, so, wie man sie sich heute vorstellt. Es gab noch keine Monitore – wenn man sich ein Programm anschauen wollte, dann musste man dies erst ausdrucken. Aber meine Leidenschaft war geweckt – nach einem Jahr hatte ich meinen Lehrer überholt und konnte die Computer AG leiten. Ganz stolz war ich darauf, dass ich als Hauptschüler der 8. Klasse den Abiturienten in den 11. und 12. Klassen zeigen konnte, wie sie ihre Aufgaben gelöst bekommen.

Dann kamen die ersten Heimcomputer auf. Mein Taschengeld floss in Bücher und Hardware. Mit 18 habe ich dann mein erstes Geld als Softwareentwickler verdient. Meine Leidenschaft hat damit meinen Berufsweg vorgezeichnet. Die Technische Informatik als Studienfach eigentlich auch. 1984 wurde dieses Fach erstmalig in Deutschland angeboten, wodurch ich 1988 meine Obsession in sinnvolle Bahnen lenken konnte.

Nach dem bestandenen Vordiplom wurde mir das BAFÖG gestrichen. Das Amt war der Meinung, meine Ausbildung zum Technischen Zeichner (Luft- und Raumfahrt) sei keine Erstausbildung, die meinen Begabungen entsprochen hätte, und baten meinen Vater erneut zur Kasse. Mit drei Kindern und einer offenen Hausfinanzierung war das aber nicht drin. Also gründete ich zusammen mit einem Studienkollegen meine erste Firma, um mein restliches Studiumzu finanzieren. Die Grundlage für meine Selbständigkeit war gelegt.

Was waren die wichtigsten Meilensteine auf dem Weg?

Im Privaten kann ich das einfach beantworten: Die Geburt meiner wunderbaren Tochter.

Beruflich gibt es da in über 30 Jahren natürlich viele. Zu viele, um sie hier alle zu nennen. Natürlich war die Gründung meiner ersten Firma ein Meilenstein, was mich dann auch in den nächsten Jahren ernährt hat. Mein erster Auftrag war es, Lochkarten auszulesen und in ein modernes Datenverarbeitungssystem zu überführen. Damit habe ich meinen Auftraggeber so beeindruckt, dass er mir eine Kernkomponente eines neu zu entwickelnden Betriebssystems übertragen hat.

In den 1980ern war es üblich, die Software für Space‑Shuttle-Experimente auf einem Prozessorsimulator zu testen und die Daten in einen Großrechner fließen zu lassen. Das war natürlich nicht gerade billig. Mein erster Werkvertrag bestand darin, den Bordrechner des Space-Shuttles nachzubauen und zu erweitern, damit man das Space-Shuttle-Experiment am Boden testen kann. Das lief so gut, dass sich nach Kurzem die Deutsche Luft- und Raumfahrt diese und weitere für sich anpassen ließ. Ich entwickelte außerdem eine Software für die Live-Daten-Erfassung im Weltraumzentrum in Huston. Schließlich kamen eine Live-Daten-Erfassung / Steuersoftware für das Training der Astronauten und der Shuttle-Betrieb dazu. Raumfahrt beim Ingenieurbüro Heimann

Ein anderer Meilenstein war die Software für Lkw-Simulatoren, mit der man die Ausbildungseinheiten der Fahrschüler planen, überwachen und nachsteuern konnte. Kaum war diese abgeschlossen, wurde ich Ansprechpartner der bayrischen Polizei, da diese für ihre Spezialkräfte entsprechende Simulatoren hatten.

Das Schöne in meinem Beruf ist ja die Abwechslung. So hatte ich mehrere Meilensteine bei der Realisierung von Satelliten-Monitoring-Systemen, der Auswertung von Luftfahrzeug-Black-Boxen und Kartendarstellungsmodulen. Das dann allerdings nicht mehr nur als Entwickler: ich hatte schnell Personal und Unterauftragnehmer fachlich zu führen.

Ein weiterer Meilenstein war dann auch die Planung und Herstellung eigener Tele­kommunikationshardware für die Bundeswehr, die dann über mehrere Jahrzehnte im Einsatz war. Telekommunikation beim Ingenieurbüro Heimann

Ein weiterer großer Meilenstein war die Mitwirkung in verschiedenen Positionen an einer Planungssoftware für ein neues Waffensystem des Heeres, und am ehrgeizigsten Vorhaben der Luftwaffe. Wehrtechnik beim Ingenieurbüro Heimann

Neben den fachlichen Herausforderungen waren natürlich der Personalaufbau, der Aufbau einer eigenen Verwaltung, Marketing und Vertrieb, die Zertifizierung meines Unternehmens nach DIN ISO 9001 und DIN ISO 13485 für die Medizintechnik sowie die Umstrukturierung des Managements wichtige Meilensteine.

Welche Herausforderungen hatten Sie zu meistern?

Was halt so dazugehört: die fachlichen Aufgaben zu meistern, Kunden zufriedenzustellen, dem aktuellen Stand der Technik folgen, neue Aufträge zu akquirieren, Personal zu finden, Mitarbeiter zu schulen und zu führen zum Beispiel.

Was ist Ihr persönliches Erfolgsrezept?

  • Selbstdisziplin!
  • Die Fähigkeit, sich in die Probleme meiner Kunden hineindenken zu können.
  • Leidenschaft für die Informatik.

Wodurch zeichnet sich das Ingenieurbüro Heimann aus?

Das Ingenieurbüro Heimann profitiert von der Tatsache ein Hybrid zu sein. Es ist in mehreren Welten zuhause.

Viele unseren Mittelstandskunden haben kleinere Projekte. Ideale Voraussetzungen, um neue Technologien einzusetzen. Erfahrungen zu sammeln, leere Marketingversprechen zu erkennen, aber auch, um Lücken in den neuesten Technologien mit bewährter Technologie zu schließen. Unsere Mittelstandskunden erhalten so schnellen Zugang zu kostengünstigen und neuesten Technologien.

Die Stärke unserer Industriekunden ist es, Großprojekte stemmen zu können. Sie sind in der Lage finanzielle Mittel einzusammeln und jahrelange Planungen aufsetzen zu können. Ein Großprojekt mit einer neuen, vielleicht in den nächsten Jahren nicht mehr verfügbaren Technologie, aufzusetzen ist wenig sinnvoll. Wenn aber doch unbekannte Technologien verwendet werden sollen, so sind unsere Industriekunden in der Lage, dieses Wissen weltweit einkaufen zu können.

Und genau an dieser Stelle konnte sich das Ingenieurbüro Heimann in der Vergangenheit zum Nutzen seiner Industriekunden gewinnbringend – mit seinem über die Mittelstandskunden erarbeiteten Expertenwissen über neue Technologien – einbringen: in der Beratung, Planung, Schulung, Realisierung, Verifikation & Falsifikation und Qualitätssicherung.


Da das Ingenieurbüro Heimann oft an entscheidender Stelle eingesetzt war und ist, konnten wir lernen, wie große Softwareprojekte erfolgreich gemanagt werden können.
Softwareprojekte mit einigen Millionen Zeilen Quellcode, erstellt von vielen Programmieren, teilweise von externen Zulieferern, muss zum Beispiel anders realisiert werden, wie Projekte mit einigen tausend Zeilen, an dem nur ein Entwickler beteiligt ist. Planung, Realisierung, Verifikation & Falsifikation und Qualitätssicherung spielen deshalb eine viel größere Rolle. Eine Rolle, die in den letzten Jahren immer mehr automatisiert zumindest aber computergestützt mit spezialisierten Werkzeugen abgebildet wird.

Und hier schließt sich der Kreis: mit der Fähigkeit dieser spezialisierten Werkzeuge – zum Beispiel für das Anforderungsmanagement, Testmanagement, Quellcodeanalyse oder die Qualitätssicherung – sind wir in der Lage, auch die Qualität unser Mittelstandskunden voranzubringen.

Wie hat sich die Branche in den letzten 20 Jahren entwickelt?

Rasant.

Wie ich bereits erwähnt habe, hatte ich meinen Erstkontakt zu einer Zeit in der meine Branche als elektronische Datenverarbeitung bezeichnet wurde. Programmiert hat man mit Papier und Bleistift, da man die wenige Zeit, mit der man Zugang zu einem Rechner hatte voll damit beschäftigt war, den Quellcode einzugeben. Meine Ausbilder, Lehrer und Betreuer, wenn sie überhaupt schon mit einem Daten­verarbeitungssystem[1] zu tun hatten, haben noch mit Lochkarten gearbeitet.

Auch haben sie sich alles erst selbst beibringen müssen. Ingenieursinformatik ist ja erst 1984 zu studieren möglich gewesen. Mit dem Computer Fehler zu suchen war fast nicht möglich: man setzte sich hin und simulierte mit Papier und Bleistift den Programmablauf. Erst nach und nach sind hier rechnergestützte Werkzeuge auf den Markt gekommen, die einem das Leben als Softwareentwickler leichter gemacht haben.

Ein großes Problem war damals, immer ausreichend Speicherplatz zu haben: wir mussten unsere Kollegen bitten, ihre Rechner herunterzufahren, damit wir unsere Software überhaupt erst starten konnten. Von der geringen Geschwindigkeit ganz zu schweigen. Aber wir kannten ja nichts anderes.

Ebenso mit den Computergraphiken: ich kann mich noch gut an den Tag im Elektroniklabor erinnern, an dem wir uns voller Staunen für 3 Sekunden eine drehende Coca-Cola-Dose auf 800 x 600 Pixel angeschaut haben.

Mit der Leistungsfähigkeit der Rechner stiegen dann aber auch die Anforderungen an die zu entwickelnde Software. Das war mit den damaligen Programmiersprachen immer weniger zu bewältigen. Folgerichtig wurden neue Programmiersprachen entwickelt. Wie Software richtig geplant, „konstruiert“, implementiert, getestet, verifiziert und integriert werden soll, entwickelte sich zu eigenen Wissenschaftszweigen mit fast jährlich neuen Erkenntnissen.

Personaldienstleistungen ist auch ein Thema: Da das Schreiben von Spezifikationen bzw. das Outsourcing von Softwareentwicklungen nicht immer trivial ist, haben sich in den letzten Jahren manche Kunden auch dazu entschlossen, sich meine Mitarbeiter direkt auszuleihen um ihre Teams aufzustocken.

Welche Herausforderungen sind in den nächsten 5 Jahren zu erwarten?

Ich habe noch keine Software gefunden, die eine Glaskugel ersetzen kann. Dementsprechend gering ist meine Fähigkeit, in die Zukunft zu sehen. Ich für meinen Teil wäre schon zufrieden, wenn ich die Lottozahlen vorhersagen könnte.

Aber es gibt schon ein paar aktuelle Trends welche die nächsten Jahre mit einiger Sicherheit so weiterlaufen werden.

Ein Megatrend ist die Vernetzung/Digitalisierung, die so nicht mehr aufzuhalten ist. Ohne Amazon, Google und Co. geht heute fast gar nichts mehr. Es gibt heute schon Zahnbürsten, die mit ihrem Handy kommunizieren. Herzschrittmacher, die einen Infarkt erkennen und Hilfe rufen. Firmen werden dadurch schneller, flexibler, kostengünstiger und ressourceneffizienter.

Die Herausforderung wird sein, die Menge der dadurch entstehenden Daten sinnvoll zu nutzen. Hat früher zum Beispiel ein begabter Ingenieur sein Ohr an ein Triebwerk gehalten, so konnte er schon die eine oder andere Verbesserung ableiten. Heute befinden sich tausende von Sensoren an einem neu zu entwickelnden Triebwerk, die bis zu abertausende Messwerte je Sekunde, je Sensor liefern. Eine für Menschen nicht mehr zubewältigende Datenmenge.

Ebenso bei autonomen Fahrsystemen, Videoauswertungen, Verkehrsüberwachungs­systemen, Lieferketten, Maschinensteuerungen, Forschungen, um nur einige Beispiele zu nennen.

Hier scheint Künstliche Intelligenz[2] der richtige Ansatz zu sein. Wer die Fortschritte in diesem Bereich die letzten Jahre verfolgt hat, kann leicht zum Schluss kommen, dass nichts mehr unmöglich ist: Es muss nur noch die entsprechende Idee erfunden werden.

Glauben Sie, das Ingenieurbüro Heimann ist dafür gut aufgestellt?

Soweit sich das heute beantworten lässt, denke ich schon.

Beim Thema Digitalisierung ist es so, dass wir seit Jahrzenten Software schreiben, mit der Daten der verschiedensten Sensoren, Geräte und Systeme erfasst, gespeichert und visualisiert werden können. Von einem einfachen CO2-Sensor, über Kfz-Simulatoren bis hin zu Satellitensteuerungsanlagen. Außerdem kann mit unserer Software auch manuell oder automatisch nachgesteuert werden. Digitalisierung bedeutet aber auch, die Datenströme nicht nur zu sammeln und zu vergessen, sondern auch einem Expertensystem zuzuführen. Einem Expertensystem, in welchem die Bedürfnisse der Anwender und das Wissen der Experten realisiert werden. Auch hier haben wir in der Vergangenheit unsere Fähigkeiten unter Beweis gestellt.

Das sind Erfahrungen, die unseren (künftigen) Kunden sicherlich zu Gute kommen werden.

Auch beim Thema Künstlicher Intelligenz bzw. Maschinelles Lernen sehe ich uns gut aufgestellt. Schon vor 8 Jahren haben wir unsere ersten Projekte damit gestartet. Wobei gesagt werden muss: Im Vergleich zu heute befanden wir uns damals noch in der Steinzeit der „KI“. Mittlerweile sind weltweit viele beeindruckende Erfolge erzielt worden, aber auch viele neue Ansätze und Paradigmenwechsel hinzugekommen.

Herr Heimann – gibt es etwas, wofür Sie heute besonders dankbar sind?

Ja, meine Kunden. Dafür, dass sie mich die ganzen Jahre mit immer interessanten Aufgaben versorgt und mir die Möglichkeit gegeben haben, meine Leidenschaft für die IT auszuleben.


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[1] Wie seinerzeit Rechner bezeichnet wurden.

[2] Wird heute als Maschinelles Lernen bezeichnet

Das ist sonst noch so passiert: